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Brief von Aurel Voss an Friedrich
Prym: 22. März
Hochverehrter
Herr College
Ihre beiden freundlichen
Nachrichten habe ich am letzten Dienstag und Mittwoch mit bestem Danke
empfangen und darauf Veranlassung genommen, unserem Referenten, Herrn
Ministerialrath
v. Zeitlmann die Angelegenheit mitzutheilen. Dieselbe lag indessen
damals noch
uneröffnet bei den Akten und der Herr Minister ist erst am
Donnerstag Abend von
einer Reise hierher zurückgekehrt.
Inzwischen habe ich den
Eindruck
bekommen, was ich Ihnen vertraulich mittheile, daß das
Ministerium nicht
abgeneigt scheint, die an erster Stelle von der Universität
gemachten
Vorschläge in genauere Erwägung zu ziehen, wozu unter
Herrn von Lutz wohl viel
weniger Aussicht gewesen sein würde. Ob es aber zu einem Rufe
an mich kommen wird,
darüber habe ich zur
Zeit keine Gewissheit. Es scheint mir daher auch nicht passend, schon
jetzt von
Ihrer so höchst freundlichen Aufforderung, genauere
Information in meinem Falle
bei Ihnen persönlich einzuziehen, Gebrauch zu machen; ein
solcher Schritt würde
mich in Rücksicht auf meine jetzige Stellung leicht in
Verlegenheit bringen
können. Vielleicht entwickelt sich die ganze Sache nicht so
schnell, zumal da
wir in der Osterwoche stehen, in der doch die Geschäfte einen
weniger rapiden
Verlauf nehmen.
Da ich es aber nicht für ganz
unmöglich halte, daß trotz mehrfacher, und wie ich
selbst zugeben muß, ja nicht
ungerechtfertigter Bedenken per entscheidender Stelle, der Ruf an mich
kommen
könnte, so bitte ich Sie, mich wenn es Ihnen möglich
ist, zu benachrichtigen,
wann ich Sie in Würzburg sicher würde wieder
antreffen können, oder falls Ihre
Reise sich länger hinausziehen sollte, mir einen Ihrer
verehrten Herren
Collegen namhaft zu machen, der bereit sein könnte, mir
– wenn periculum
in mora
[Gefahr im Verzug] – Auskunft zu ertheilen.
Vielleicht ist es Ihnen ja auch noch möglich, mir zu
bezeichnen, unter welcher
Adresse ich in der Zwischenzeit eine Nachricht an Sie gelangen
laßen kann; ich
würde mir dann angelegen sein laßen, sobald ich
etwas weiteres erfahren habe,
Sie davon in Kenntniß zu setzen.
Es gereicht mir
zur besonderen Freude, Ihnen bei dieser Gelegenheit für Ihr so
freundliches
Entgegenkommen meinen herzlichsten Dank auszusprechen, mit welchem ich
zeichne
als
Ihr ergebenster
A Voss
München 22/3 91.
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