Der
Briefwechsel zwischen Friedrich
Prym und Ferdinand
Lindemann in
Königsberg beginnt mit einem Telegramm von Prym am 19. Februar
1891. Von diesem Telegramm gibt es nur einen Hinweis auf das am
gleichen Tag von Lindemann an Prym geschickte Telegramm und dann in dem
ausführlichen Brief von Lindemann vom 20. aus dem man die
wichtigsten Fragen von Prym entnehmen kann.
Es geht dabei zunächst darum, ob Lindemann selbst Interesse an
der Professur in Würzburg hätte. Aus seiner Antwort
lässt sich erkennen, dass er Königsberg und Umgebung
schon vom Klima her, aber auch hinsichtlich der Arbeitsbedingungen mit
den wenigen Studenten als belastend empfindet. Finanziell
steht er sich mit den angegebenen 6960 Mark gut, deutlich besser als
unter dem in Würzburg vorgegebenen Rahmen der 4200 Mark. (Im
Telegramm hatte er ca. 7200 Mark angegeben.)
Dann hat Prym Auskünfte über Friedrich Schur und Franz Meyer erbeten.
Im Telegramm weist er darauf hin, dass Schur "mehr Geometer" und Meyer
"mehr Algebraiker" ist. Nach dem Brief hält er
Schurs Arbeiten für "solider", Meyer für
"beweglicher in seinen Gedanken".
Dann bringt er aber selbst seinen Schüler David Hilbert ins
Gespräch, dessen wissenschaftliche Entwicklung er
ausführlich beschreibt und in hohen Tönen lobt.
Zu den
Personen:
Ferdinand Lindemann
(1852-1939) studierte ab 1870 Mathematik in Göttingen, Erlangen,
München, London und Paris. 1873 wurde er mit einer Arbeit zur
nichteuklidischen Geometrie bei Felix Klein promoviert. Nachdem er sich
1877 in Würzburg habilitiert hatte, erhielt er im gleichen Jahr
eine außerordentliche und 1879 eine ordentliche Professur in
Freiburg. Dort gelang ihm 1882 der Beweis, dass die Quadratur des Kreises
nicht möglich ist. 1883 folgte er einem Ruf nach Königsberg
und 1893 an die Universität München. Er hatte zahlreiche
berühmte Schüler, besonders erwähnt seien David Hilbert
und Hermann Minkowski. Zwei seiner Schüler erhielten Professuren
in Würzburg: Emil Hilb (1882-1929) wirkte hier von 1909-1929 und
Otto Volk (1892-1989) war dessen Nachfolger von 1930-1959.
Friedrich Schur
(1856-1932) sei auf den Beitrag im Schriftwechsel mit Otto Staude verwiesen.
Zu Franz Meyer
(1856-1934) finden sich Angaben im Schriftwechsel mit Alexander Brill.
David Hilbert
(1862-1943) begann 1880
sein
Studium in
Königsberg, wechselte kurz nach Heidelberg und kehrte dann
wieder nach Königsberg zurück. 1885 wurde er
bei Ferdinand Lindemann promoviert. Nach der Promotion begab
sich Hilbert auf eine Studienreise zu Felix Klein nach
Leipzig und auf dessen Anregung nach Paris. 1886
habilitierte er sich in Königsberg, wurde dort 1892 zum
außerordentlichen und 1893 zum ordentlichen Professor
ernannt. 1895 wechselte er nach Göttingen, dem er mit seinen
eigenen wissenschaftlichen Leistungen, einer geschickten
Personalpolitik und der Förderung junger Mathematiker und
Mathematikerinnen für den hervorragenden
mathematischen Ruf der Universität sorgte. Nach seiner
Emeritierung im Jahr 1930 brach 1933 die finstere Zeit auch
für die Mathematik in Göttingen an. Warum kam er
nicht in
Würzburg auf die Berufungsliste? Aber wäre er
überhaupt
gekommen? Sicherheitshalber wies Lindemann darauf hin, dass
Hilbert
"christlicher Abkunft ist. Und ich erwähne letzteres, weil
sein
Vornahme David oft zu anderer Annahme verleitet".
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