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Brief von Rudolf Sturm an
Friedrich Prym: 11. April 1891
beantw. 13. April 1891. [Anmerkung Prym]
Münster
i.W.,den 11. April 1891.
Hochgeehrter
Herr College,
Vor
einigen Tagen habe ich dank Voß selbst erfahren,
daß die Würzburger Professur
durch ihn besetzt worden ist, und ich beeile mich deshalb, die Schrift
über die
Verhältnisse des bairischen Staatsbeamten mit vielem Dank
zurückzusenden.
Bei
der großen Liebenswürdigkeit, mit der Sie meine
Briefe so ausführlich beantwortet
haben, darf ich zu weiteren Ausführungen Ihre Güte
kaum mehr in Anspruch
nehmen; obwohl es mir doch interessant und beruhigend wäre, zu
erfahren, für
welches Gehalt Voß nun zu Ihnen nach Würzburg kommt.
Er ist mit der Angabe
seiner Einkommens-Verhältnisse so zurückhaltend,
daß er mir nur mitgetheilt
hat, wieviel er einbüssen wird. Jedenfalls hat er in
München ein wesentlich
höheres Gehalt geh als ich hier.
Ich
weiß nicht, wie weit Gordan orientiert war; in Halle
muß er sich dahin geäußert
haben, daß der Ruf an mich ergehen würde, und
Wiltheiß, der jetzt auf ein
Halbjahr zur „Stellvertretung“ hergesandt ist, hat
sich in folge dessen schon
mit Hoffnungen getragen, daß er dann wenigstens mein
Nachfolger hier werden
würde.
Es
wird uns allen etwas schwer, von der Hoffnung der Uebersiedlung nach
Würzburg
zu scheiden. Ich wäre doch gern aus unseren
unvollständigen und in vielen
Beziehungen mißlichen Verhältnißen
herausgekommen. Andererseits aber hätte ich
der Akademie , an der ich nun seit 13 Jahren wirke und deren Gedeihen
mir in
Folge deßen auch am Herzen liegt, gewünscht,
daß wieder einmal einem ihrer
Mitglieder wiederum eine Ehre zu theil werde, denn die Ehren und Anerkennungen
gelangen
nicht sehr zahlreich hierher und wir bedürfen ihrer bei der
unangenehmen Lage, in
der wir uns der ultramontanen Bew. und uns wenig wohlwollenden
Bevölkerung gegenüber
befinden, vielleicht mehr als anderswo.
Ich
habe mir schon Vorwürfe wegen meines zweiten Briefes mit den
vielen Anfragen
gemacht, als wenn derselbe einen bedenklichen oder ablehnenden
Charakter haben
könnte. Den sollte er nicht haben. Meine Gewißheit,
nach Würzburg zu kommen,
glaube ich in meinem ersten Briefe deutlich ausgesprochen zu haben;
daß ich für
4200 Mark nicht hinkommen würde, werden Sie ja selbst nicht
erwartet haben.
Indem
ich nochmals für alle Liebenswürdigkeit und Freundlichkeit,
die mir in dieser
Angelegenheit von Ihnen und Ihren Herren Sectionsgenossen bewiesen worden ist, danke, zeichne
ich mit
viel vorzüglicher Hochachtung
in collegialem Gruße
Ihnen
ergebenster
Sturm.
Ich
sehe eben, daß ich nicht hinreichend große
Umschläge
zu Hause habe, um die Schrift erst in einen eingeschriebenen Brief
einzupacken;
ich möchte aber auch die Absendung nicht weiter
säumen und wage daher die
Versendungsarten Kreuzband. Selbstverständlich bin ich zu
Ersatz bereit, wenn
sie nicht ankommt. |