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Briefentwurf an Otto Staude: 11.
Februar 1891
Würzburg,
11.
Februar 1891
Sehr
geehrter Herr College!
Vor
allem meinen verbindlichsten Dank für
Ihre so freundliche und rasche Beantwortung meiner Fragen. Es
wäre mir in der That sehr
lieb, wenn Sie von Dorpat aus noch etwas über die
Lehrbefähigung, Lehrthätigkeit oder den Lehrerfolg
wie man es nennen will, in
Bezug auf Herrn Schur in Erfahrung bringen könnten,
vorausgesetzt, daß Ihnen
dies nicht unangenehm ist und Ihnen auch nicht zu große
Mühe verursacht. Dann
möchte ich aber, da es jetzt in einem geht, auch noch bitten,
mir über Herrn
Kneser noch etwas Näheres mitzutheilen.
War er vor Herrn Schur
da, ist er
Ordinarius oder Extraordinarius, wie hoch ist sein Gehalt und was
hört man von
ihm als Lehrer. Sind die beiden genannten Herren im
persönlichen Umgang
angenehm, denn wir können hier, bei den bestehenden
schwierigen Verhältnißen an
Heißsporne u.s.w. nicht denken. Herr Kneser würde
kaum hier in Frage kommen,
aber er ist uns von Berlin aus genannt worden und ich muß
daher auch über ihn
referiren.
Sie
können sich mir gegenüber ganz offen
aussprechen; ich werde Ihre Antwort ganz für mich behalten und
die Selbe
ausschließlich zu meiner eigenen Orientirung benutzen. Darf
ich aber vielleicht
Ihren ersten, vollständig neutral gehaltenen Brief, wenn
nöthig,
den mir näher
stehenden Collegen der Facultät vorlesen ohne ihn aus den
Händen zu geben. Wenn
Sie es nicht wünschen, dann sagen Sie, bitte, es mir offen; ich
behandle dann
auch diesen ersten vollständig als einen privaten
ausschließlich für mich
bestimmten.
Mit
freundlichem Gruße
in
collegialer Hochachtung
Ihr
ergebener
Im
voraus schon meinen verbindlichsten
Dank für Ihre gefälligen
Bemühungen.
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