Institut für Mathematik
Lehrstuhl für Didaktik der Mathematik

   

Aus dem Briefwechsel von Friedrich Prym
Briefwechsel mit  Max Noether

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Quelle
Transkript

Brief von Max Noether an Friedrich Prym: 19. Februar 1891 

(zugleich: 1. Entwurf der Antwort von Prym)


beantw. 25. Februar 1891 [Anmerkung Prym]


Erlangen, 19. Febr. 1891

Sehr verehrter Herr College!

Erlauben Sie mir eine ganz vertrauliche Anfrage! Ich lese eben, daß Sturm in Münster für eine geometr. Profeßur in Würzburg in Vorschlag gebracht sei. Bisher war ich der Meinung, daß Sie doch nicht gut in der Lage seien, Selling zu umgehen, sonst würde ich früher mich an Sie gewendet haben. Jetzt ist es vielleicht zu spät. Indeßen sind Sie vielleicht doch so freundlich, mich über diese, mich tief betreffende Angelegenheit aufzuklären. Meiner absoluten Discretion dürfen Sie sich versichert halten.

Mit bestem Gruß

Ihr ergebener

M. Noether

1. Entwurf der der Antwort von Prym

Würzburg, 25. Februar 1891

Hochgeehrter Herr College!

Die Nachricht, daß Herr Prof. Sturm in Münster für eine geometrische Profeßur an unserer Universität in Vorschlag gebracht worden sei, war eine verfrühte, dadurch hervorgerufen, daß unser Decan, Herr Prof. Röntgen,sich auf telegraphischem in Münster nach dem Gehalte von Sturm erkundigt hatte. Die entscheidende Facultätssitzung hat erst heute gestern stattgefunden, und es ist darin von mir besonders darauf aufmerksam gemacht worden, daß Sie, wenn da es sich um eine Professur für Algebraische Algebra und Geometrie handle, wegen Ihrer vorzüglichen literarischen Leistungen an erster Stelle zu nennen wären. Die Facultät mußte aber sowohl von Ihnen, wie von Herrn Hurwitz, der uns von verschiedensten Seiten her auf's wärmste empfohlen war, absehen,[Streichungen] da ein derartiger Vorschlag nicht die mindeste Aussicht auf Erfolg gehabt hätte, denn wie hier in dem katholischen Würzburg die Verhältniße liegen, ist es ganz unmöglich ist, einen Israeliten zu beruf durchzubringen, schon nicht in der Facultät, und noch weniger im Senate. Es ist dies traurig, aber die Verhältniße sind einmal so, und ich bedauere dies in Ihrem Intereße lebhaft.

Ich bitte Sie, diese Mittheilung als eine durchaus vertrauliche, nur für Sie allein bestimmte, betrachten zu wollen, und verbleibe mit vorzüglicher Hochachtung
hr ganz ergebener
F. Prym


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Verantwortlich:  Prof. Dr. Hans-Joachim Vollrath, Universität Würzburg
 e-mail: vollrath@mathematik.uni-wuerzburg.de