Kaspar Schotts
Cursus mathematicus




Elemente des Euklid

Im 3. Buch gibt Schott in enger Anlehnung an die 6 ersten Bücher der Elemente des Euklid (um 300 v. Chr.) eine Einführung in die Elementargeometrie. Schott begründet das im Vorwort wie folgt:

Das dritte Buch wird elementargeometrisch sein, und wird die sechs ersten Bücher der Elemente des Euklid enthalten, freilich in kurzen, aber dennoch erhellenden und leichten (wenn die Eigenliebe nicht täuscht,) Beweisen zusammengedrängt. Diese euklidischen Grundlagen der universalen Mathematik sind nicht nur so sehr nützlich, sondern auch notwendig, dass einer, der ohne diese die mathematischen Disziplinen angeht, nicht größere Frucht daraus zieht, als einer, der ohne wissenschaftliche Grundlagen die Grammatik, ohne diese die Philosophie oder eine andere beliebige fein unterscheidende Wissenschaft angeht. Mit Recht fügen wir dieses Buch an die Arithmetik an. (Übers. P. A. Müller, SJ)

Die Elemente waren Jahrhunderte lang das Lehrbuch der Mathematik, an dem auch Schott nicht vorbeikommt. Die angedeuteten Erleichterungen ändern nichts daran, dass hier Schott in seinen Cursus wesentliche Teile dieses traditionellen Lehrbuchs integriert hat und damit eigentlich den Rahmen einer Enzyklopädie sprengt. 

Er ist sich zwar dessen bewusst, dass es mit seinem strengen Aufbau und den anspruchsvollen Beweisen Anfängern eigentlich zu viel zumutet. Im Vorwort für die Anfänger ermutigt er sie:

Danach gehe mit großem Mut, wenn du den Namen eines gelehrten und echten Mathematikers anstrebst, das dritte Buch an, das heißt, die ersten sechs Bücher der Elemente des Euklids, und überspringe weder eine Definition, noch ein Postulat, noch ein Axiom oder einen Satz, ohne sie zu verstehen. Du wirst das aber verstehen, glaube mir, wenn du nicht wenig geistiges Bemühen und emsige Arbeit daran setzt. Den ganzen Euklid verstand ohne viel Mühen D. Augustinus, von niemandem belehrt, wie er selbst in den Büchern der Confessiones bekennt: es verstand Christopher Clavius noch als Jugendlicher, als er sich mit der Logik abmühte, wie ich anderenorts ausführlich berichte und wie von Christopher Grienberger im Vorwort zum kleinen euklidischen Kommentar mitgeteilt wird. Wir haben es verstanden, auch wenn nur mit geringerer Geistesschärfe begabt, und viele andere, die wir kennen, haben es auch verstanden. Hast du die Dornen (ich fühle mich verpflichtet zu sagen Rosen) der euklidischen Beweisführungen überwunden, wirst du ohne Schwierigkeiten die restlichen Bücher durchgehen, besonders in der beschriebenen Reihenfolge aufmerksam durchgelesen, und zu deiner großen Freude wirst du dich als Mathematiker bewundern und begrüßen. (Übers. P. A. Müller, SJ)





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Prof. Dr. H.-J. Vollrath