Durchlauchtigster
Fürst und Herzog
des Heiligen Römischen Reiches,
zu
unserer großen Freude haben wir
kürzlich in Rom Ferdinand Albert [Albrecht], den Sohn Eurer
höchstgeschätzten Durchlaucht
empfangen. Er ist ein junger Mann mit wahrhaft bemerkenswerten
natürlichen
Gaben, die in nichts den heroischen Gaben seines Vaters
nachstehen. Ich habe von seinem Begleiter Eure
gnädigsten Grüße übermittelt
bekommen und erfahren, dass Eure Durchlauch ihn
mir anvertraut. Soweit Eure Bitte. Nichts wäre mir lieber als
diese
Gelegenheit, dem Sohn die gleiche Bereitschaft zu sofortigem und
willigem
Dienst zu zeigen, die ich immer Eurer Durchlaucht erwiesen habe. So
beginnen
wir auf einem Gebiet Fortschritte zu machen, das Eurer
höchsten Durchlaucht
sicher nicht missfallen wird. Ich spreche von einer neuen
Steganographie, die
in einem Kasten untergebracht ist, den Euer Sohn, eine sehr begabte
Persönlichkeit, Eurer Durchlaucht in meinem Namen
übergeben wird, wenn er in
seine Heimat zurückkehrt. Gegenwärtig arbeite ich an
einem anderen Thema, von
dem ich denke, dass es einen neuen Titel erhalten sollte. Sobald es
gedruckt
ist, werde ich es Euch als Ausdruck meiner hohen Ehrerbietung senden.
Am Ende
dieses Buches werdet Ihr im Anhang, mit all Eurem hohen Intellekt, alle
die schwierigen
Angelegenheiten im
Auszug des
Trithemius, die Ihr mir schicktet, erklärt finden, die ich mit
meinem
schwachen Verstand demütig gesucht habe. Um nicht mit
leeren Händen bei Eurer
Durchlaucht zu erscheinen, sende ich Euch eingeschlossen in diesen
Brief den
höchsten Schatz, den ich besitze, der mir aus Indien geschickt
worden ist und den
die Spanier la Piedra dela cobra, Schlangenstein, nennen, ein
höchst
wirksames Gegenmittel gegen Gifte, wie mir geschrieben worden ist. Wer
dies
durch ein Experiment ausprobieren will, der sollte dafür
sorgen, dass ein Hund
von einer Schlange oder einem anderen giftigen Tier gebissen wird.
Sobald der
Schlangenstein auf die Wunde gelegt wird, wird er so stark angezogen,
dass er
kaum weggezogen werden kann. Er bleibt dort so lange kleben, wie noch
Gift im
Körper ist. Doch wenn er alles Gift herausgesaugt hat, dann
fällt er von selbst
ab, vollgesaugt mit dem Gift, und hinterlässt den Hund vom
Gift befreit. Wirft
man den Stein dann in ein mit Milch gefülltes
Gefäß, wird er dort das Gift
abgeben und wieder seine alte Fähigkeit gewinnen. In
Rom gibt es auch einen jungen
Deutschen, der wunderbare Geheimnisse hütet. Bei einem unter
anderen, weigert
er sich, es mir zu verraten, weil er damit seinen Lebensunterhalt
verdienen
will. Er nimmt einen Stein aus weißem Marmor und benutzt eine
alchemische
Flüssigkeit, um irgendeine Figur, die er wünscht,
darauf zu malen. Schließlich,
nach einem Monat zerschneidet er den Marmorstein in Scheiben und
gewinnt auf
beiden Seiten der Scheiben Kopien der Zeichnung, nachdem die Farbe den
Stein
durchdrungen hat. Das ist wirklich eine kluge Erfindung, die vom Papst
hoch
geschätzt wird. Ich würde es gern Eurer Durchlaucht
verraten, aber wie gesagt,
bewahrt er es höchst geheimnisvoll für sich, es sei
denn, man beteiligte sich daran
finanziell. Damit und einem Kuss von mir auf die durchlauchtigsten
Hände,
empfehle ich mich selbst und meine Studien Eurer Durchlaucht.
Lebt
wohl, Schmuck der Fürsten und
Säule der Gelehrtenrepublik,
Euer
höchst demütiger und
pflichtbewusster Diener
Athanasius
Kircher. |