Jesuitenpater Caspar Schott
|
Wertvoller als dieser Führer ist aber der Anhang. Hier beschreibt Schott den berühmten Versuch des vierten Bürgermeisters von Magdeburg, Otto von Guericke. | |
|
Von Guericke hatte 1654 auf dem Reichstag von Regensburg
Experimente
mit luftleeren Gefäßen vorgeführt und damit Kaiser,
Fürsten
und Ritter zum Staunen gebracht.
Dieser Bericht trägt viel zum Erfolg der Mechanica
Hydraulico-Pneumatica
bei. Es entspinnt sich ein reger Briefaustausch mit von Guericke,
dessen
Experimente Schott später wiederholt. Der Fürstbischof zu
Würzburg
und Mainz, Johannn Philipp von Schönborn, hatte Guerickes
Gerätschaften
gekauft, um sie den Gelehrten seiner Residenzstadt zukommen zu lassen.
Die Mechanica Hydraulico-Pneumatica hat auch die Aufmerksamkeit vieler Jesuiten erregt. Es entwickeln sich zahlreiche wissenschaftliche Kontakte, in denen etliche Forscher und Laien ihre Forschungsergebnisse mitteilen. Außerdem korrespondiert der Mathematiker mit dem niederländischen Physiker Christiaan Huygens, dessen bekannteste Leistungen auf dem Gebiet der Optik liegen.
In seinen letzten Lebensjahren ist Schott hauptsächlich damit beschäftigt, die Masse angesammelten Materials zu veröffentlichen. Zwischen 1658 und 1666 verfaßt er elf Werke.
Als umfassendstes gilt der
Cursus Mathematicus
von 1661, in dem er auf etwa 650 Seiten das gesamte mathematische Wissen seiner Zeit gründlich darstellt.
Titelblatt des "Cursus Mathematicus" |
Titelbild des "Cursus Mathematicus" |
In der Widmung dieser Enzyklopädie an Kaiser Leopold I. erwähnt Schott die berühmtesten Mathematiker und Astronomen seiner Zeit und setzt dabei Johannes Kepler an die erste Stelle. Diese Tatsache und die ausführliche Darstellung des kopernikanischen Weltsystems läßt auf eine große Sympathie Schotts für Kepler und dessen System schließen. Allerdings stellt er - wie bei allen Jesuiten üblich - fest, daß diese Lehre von der Kirche verurteilt wird, da sie der Heiligen Schrift widerspreche.
Schotts Zeitgenossen schätzen seine Bücher sehr. So wird beispielsweise Robert Boyle aufgrund der 1664 erschienenen
Technica Curiosa
zu seinen Versuchen über die Elastizität von Luft
angeregt,
deren Ergebnisse Schott wiederum veröffentlicht.
Der im oben genannten Titel erstmalig erscheinende Begriff "Technik"
wurde wohl von Schott, in Wortangleichung an "Physik", selbst
erfunden.
1664 bewirbt sich Schott an das Römische Kolleg der
Jesuiten,
um
den naßkalten Wintern Deutschlands zu entfliehen; seine
Gesundheit
hatte deswegen bereits stark gelitten. Der Antrag wird abgelehnt.
Doch ein Jahr später bietet man ihm die Rektorsstelle am Kolleg in
Heiligenstadt an. Schott lehnt seinerseits ab mit dem Hinweis auf seine
geschwächte Gesundheit. Außerdem hält er sich als
ungeeignet
für eineVerwaltungsstelle.
Er wird nur 58 Jahre alt und stirbt am 22. Mai 1666 in Würzburg.
Caspar Schott hat wohl wenig Bahnbrechendes auf dem Gebiet der
Wissenschaft
geleistet. Sein großes Verdienst liegt vielmehr in der Verbreitung
naturwissenschaftlichen Wissens.
Allerdings bemängelt GILLISPIE Schotts Kritiklosigkeit:
In a treatise on the then very popular theme of the origin of springs, his own opinion, when finally expressed, amounted to saying that everyone was right: some springs are due to precipitation, some to underground condensation, and some are connected directly to the sea.
Schotts Interessen gingen aber weit über die Mathematik und Physik hinaus. Er berichtet über Unterseeboote, Hebebühnen und Perpetuum Mobile.
DUHR schreibt, "daß Schott wohl der erste Experimentator an lebenden Tieren an unserer Universität (Würzburg) war", und berichtet von Versuchen, wie er "... ein zweites Tier durch Injektion von spanischem Wein berauschte."
Augenfällig ist auch Schotts Vorliebe für die Esoterik.
So erscheint im Cursus Mathematicus die Astrologie als eine von
26 mathematischen Disziplinen.
Er berichtet immer wieder über Wunderwesen, Monster und
Dämonen.
Zwei Jahre nach seinem Tod
erscheint 1668 das
Organum Mathematicum, in dem Schott einen von Athansius Kircher entwickelten
"Mathematischen Schrein" beschreibt, die dieser als "Mathematische
Orgel" (Organum mathematicum)
bezeichnet hatte. Auf dem Exemplar eines Mathematischen Schreins im
Bayerischen Nationalmuseum sitzt oben ein Schottsches
Rechenkästchen. |
|
|
Schott ist auch in die Literatur eingegangen. Er ist das
Vorbild
für "Pater
Caspar Wanderdrossel" in UMBERTO ECOS Roman, Die Insel
des vorigen Tages.
Leben und Werk von Kaspar
Schott
Alle diese Schriften sind in der Universitätsbibliothek
Würzburg vorhanden.
Quellen
BÖNICKE, C. (Hrsg.): Grundriß einer Geschichte von der Universität zu Würzburg. Wirzburg (Ernst Nitribitt) 1782.
CARLIER, L., GAZEN, M. B.: Celeberimae Wirceburgensium Universitatis. Wirceburgi (Typis Marci Antonii Engmann) 1732.
DENZINGER, H. (Hrsg.): Kompendium der Glaubensbekenntnisse und kirchlichen Lehrentscheidungen. 37. Auflage. Freiburg (Herder) 1991.
DUHR, B.: Geschichte der Jesuiten in den Ländern deutscher Zunge. München (Manz) 1921.
FOLKERTS, M. (Hrsg.): Maß, Zahl und Gewicht. Weinheim (VCH, Acta Humaniora) 1989.
GERICKE, H.: Zur Geschichte der Mathematik an der Universität Freiburg. Freiburg im Breisgau (Eberhard Albert Universitätsbuchhandlung) 1955.
GILLISPIE, C. C. (Hrsg.): Dictionary of Scientific Biography. New York 1975.
HEER, F. (Hrsg.): Kindlers Kulturgeschichte des Abendlandes. München (Kindler) 1978.
HILGEMANN, W., KINDER, H.: dtv-Atlas zur Weltgeschichte.12. Auflage. München (dtv) 1976.
KASPER, W. (Hrsg.): Lexikon für Theologie und Kirche. 2. völlig neu bearbeitete Auflage. Freiburg (Herder) 1960.
KELLY, J. N.: Reclams Lexikon der Päpste. Stuttgart (Reclam) 1988.
KOCH, L.: Jesuiten-Lexikon. Waversebaan (Verlag der Bibliothek S J) 1962.
KÖNIGLICH AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN: Allgemeine deutsche Biographie. Leipzig (Duncker & Humblot) 1891.
REINDL, M.: Lehre und Forschung in Mathematik und Naturwissenschaften, insbesondere Astronomie, an der Universität Würzburg von der Gründung bis zum Beginn des 20. Jahrhundert. Aus: Otto Volk (Hrsg.): Quellen und Beiträge zur Geschichte der Universität Würzburg. Beiheft 1. Neustadt an der Aisch (Degener) 1966.
SOMMERVOGEL, C.: Bibliotheque de la Compagnie de Jesus. Brüssel (Schepens) 1896.
THORNDIKE, L.: A History of Magic and Experimental Science. New York (Columbia University Press) 1958.
VOLLRATH, H.-J. (Hrsg.): wunderbar berechenbar, Die Welt des Würzburger Mathematikers Kaspar Schott (1608-1666), Würzburg (Echer) 2007.
WEGELE, F. X. von: Geschichte der Universität Würzburg. Würzburg (Stahel) 1882.
ZEDLER, J. H. (Hrsg.): Grosses vollständiges Universal-Lexikon Aller Wissenschaften und Künste. Halle (Zedler) 1743.
Caspar Schott | Rechenkasten | Nepersche Rechenstäbe | Rechenmaschinen | |
Kurze Biographie | Beschreibung | Beschreibung | Zeittafel | |
Ausführliche Biographie | Multiplikation | Entwicklungsprinzip | Berühmte Maschinen | |
Multipli- kation |
Division |
Zurück zum Anfang.