1.
Herkunft
Schott-Straße in Bad Königshofen |
Kaspar
Schott wurde am 5.
Februar 1608 in Königshofen im Grabfeld als Sohn des Johannes
Schott und seiner
Ehefrau Margaretha geboren und eine Woche später in der
dortigen Pfarrkirche auf
den Namen Caspar getauft.
Kaspar Schott selbst unterschreibt in seinen
in
lateinischer Sprache geschrieben Briefen mit
„Casparus“, in seinen italienisch
geschriebenen Briefen und auf den meisten Titelblättern findet
sich „Gaspare“.
|
Wo
Kaspar Schott seine Schulbildung erworben hat, ist
nicht bekannt. Für seinen weiteren Lebensweg war jedoch
entscheidend, dass er
am 30. Oktober 1627 in Trier in die Gesellschaft Jesu eintrat. Nach den
Regeln
des Jesuitenordens schloss sich dort ein zweijähriges Noviziat
an. Danach
entschloss er sich, Priester zu werden. Dazu war zunächst ein
dreijähriges
Studium der Philosophie zu absolvieren.
2.
Studium
Am
6. November 1629 wurde Kaspar
Schott an der Universität Würzburg immatrikuliert.
Als er sein Studium begann,
war gerade Athanasius Kircher (1602–1680) als Professor
für Moralphilosophie,
Mathematik und orientalische Sprachen berufen worden. Kaspar Schott bezeichnete ihn
Zeit seines Lebens als seinen Lehrer, den er verehrte und dem er eng
verbunden
war. Was verheißungsvoll begonnen hatte, fand als Folge des
Dreißigjährigen
Krieges im Herbst 1631 ein überstürztes Ende. Als
nämlich der
schwedische König Gustav Adolf (1594–1632) mit
seinen Truppen auf Würzburg vorrückte,
mussten die Jesuiten schleunigst die Stadt verlassen.
Schott
konnte sein Studium am Jesuitenkolleg in Tournai (Belgien) fortsetzen.
Er beendete nach einem Jahr sein Philosophiestudium und begann 1632
dort das
Studium der Theologie. Bereits im folgenden Jahr wechselte er zur
Fortsetzung
seiner Studien nach Palermo (Sizilien). 1637 erhielt er die
Priesterweihe und
schloss in Trapani seine Ordensausbildung mit dem Terziat (3.
Probejahr) ab. Mit
30 Jahren war er am Ziel seiner Studien.
3.
Professor in Palermo
Über
seine anschließende Tätigkeit ist wenig bekannt.
Er arbeitete er als
Lehrer an verschiedenen Kollegien und als Seelsorger an
unterschiedlichen Orten
Siziliens. Er selbst berichtet, dass er vier Jahre in Mineo gewesen
sei. Am
24. November 1641 legte er seine Professgelübde ab. Damit
wurde er endgültig in
die Gesellschaft Jesu aufgenommen.
Auf
den Titelblättern von Kaspar Schotts Werken findet sich
meistens der
Hinweis, dass er einst Professor der Mathematischen Wissenschaften in
Palermo (Panormus) war. Das bezieht
sich auf die
Zeit von 1648 bis 1651, in der er am dortigen Jesuitenkolleg
Philosophie,
Mathematik und Moraltheologie lehrte.
4.
Zusammenarbeit mit Athanasius Kircher in Rom
Sein besonderes Interesse galt
natürlich den Werken seines
Lehrers Athanasius Kircher. Schott hatte sie eingehend studiert. Beim
Studium des
gerade erschienenen Obeliscus
Pamphilius (1650)
waren ihm einige gravierende
Fehler aufgefallen, auf die er Kircher in einem Brief vom 10. Juni 1652
aufmerksam machte. Kircher bemühte sich daraufhin ihn als
seinen „Gefährten in wissenschaftlichen
Angelegenheiten“ nach Rom zu gewinnen. Das geschah, und im
Herbst 1652
wechselte Schott nach Rom.
Museum Kircherianum. aus: Georgius de Sepibus, Romani collegii Societatis Jesu musaeum celeberrimum, Amsterdam 1678
|
Die
enge Zusammenarbeit mit seinem
Lehrer erwies sich als sehr fruchtbar. Beide regten sich gegenseitig an
und
profitierten voneinander.
Für Kaspar Schott besonders
faszinierend war das von
Athanasius Kircher 1633 gegründete Museum, in dem sich ein
umfangreicher Schatz
an Sehenswürdigkeiten befand. Schott erlebte unmittelbar, wie
dieses Museum ein
Anziehungspunkt für Besucher aus aller Welt geworden war.
Besonderes Interesse
fanden die ausgestellten hydraulischen und pneumatischen Maschinen, die
dort zu
bewundern waren und das Verlangen der Besucher weckten, ihre
Wirkungsweisen und
deren Ursachen zu ergründen. Schott studierte die Maschinen,
ging ihnen auf den
Grund und machte sich Notizen. Interessierten Besuchern
erklärte er die
komplizierten Geräte auf verständliche Weise, so dass
er gebeten wurde, die
„Anatomie“ aller ausgestellten Maschinen zu
beschreiben.
Er machte sich
sogleich an die Arbeit und konnte noch in Rom das Manuskript
anfertigen, das
1654 weitgehend abgeschlossen gewesen sein dürfte.
In Rom kam
es dann aber doch
nicht zur Veröffentlichung, weil die Finanzierung des Drucks
noch nicht gesichert
war und Schott im Frühjahr 1655 von seinem Orden nach
Deutschland zurückgesandt
wurde. |
5.
Professor der Mathematischen Wissenschaften in Würzburg
Als Kaspar Schott im Juni 1655
in Mainz eintraf, ging es ihm
natürlich sogleich darum, die Finanzierung des Drucks zu
sichern. Natürlich war
Kaspar Schott bestrebt, sein Anliegen auch Kurfürst Johann
Philipp von
Schönborn (1605–1673) vorzutragen. Bald darauf wurde
er zusammen mit dem Rektor
des Mainzer Jesuitenkollegs vom Kurfürsten empfangen, der ihm
mitteilte, dass
er nach Würzburg versetzt werden solle, um dort auf der
Festung mit Geräten zu
experimentieren, mit denen ein Magdeburger angeblich die Existenz des
Vakuums
beweisen könne.
Im
Spätherbst 1655 wechselte Schott nach Würzburg, wo er
die
besondere Freude hatte, im Jesuitenkolleg das Zimmer zugewiesen zu
bekommen, das
Athanasius Kircher vor dem Einfall der Schweden bewohnt hatte. Auf den
Titeln
seiner Bücher wird er als Professor der Mathematischen
Wissenschaften am
Gymnasium Frankens in Würzburg bezeichnet. Bei der
Gründung der Universität war
das bereits bestehende Gymnasium in die Universität
eingegliedert worden. Die
Universität Würzburg betrachtet ihn also zu Recht als
einen ihrer Professoren.
Wenn man damals von den „Mathematischen
Wissenschaften“ sprach, dann war damit
Mathematik einschließlich ihrer Anwendungsgebiete gemeint. In
der Mathematik
waren das Arithmetik, Algebra und Geometrie jeweils in Theorie und
Praxis.
Unmittelbare Anwendungsgebiete waren die Zeitrechnung, die Lehre von
den
Sonnenuhren, Landvermessung und Navigation. Zu den Anwendungsbereichen
zählten
aber auch Astronomie, Physik, Geographie und Geologie.
Schließlich gehörten
Architekturtheorie und Musiktheorie in den Wirkungsbereich dieser
Professur. Mit
seinen breit gestreuten Interessen und seinem immensen Wissen, das er
sich
durch gründliches Studium angeeignet hatte, war Kaspar Schott
für diese
Professur hervorragend qualifiziert.
Vakuumversuche, aus: Kaspar Schott, Mechanica hydraulico-pneumatica, Würzburg 1657 zu S. 445
Gleich
nach
seiner Ankunft in Würzburg erhielt Schott die Gelegenheit,
Vakuumversuchen auf
der Festung Marienberg beizuwohnen. 1654 hatte Otto von
Guericke (1602–1686)
auf dem Reichstag in
Regensburg mit der von ihm erfundenen Luftpumpe die Eigenschaften des
Luftdrucks an Glasgefäßen zeigen können. Fürstbischof Johann Philipp von
Schönborn war von den Versuchen so
beeindruckt, dass er die Geräte sogleich gekauft hatte. Mit
diesen Geräten
wurden nun auf der Festung Marienberg Guerickes Versuche
wiederholt.
Über
diese Erfahrungen berichtet Schott in einem 40 Seiten langen Anhang
zu seiner Mechanica
hydraulico-pneumatica. Das
Buch erschien 1657 und stieß
gerade durch die Berichte über die Vakuumversuche auf
großes Interesse. So
regte es den englischen Naturphilosophen Robert Boyle (1627–1691)
zur Entwicklung
einer
eigenen Luftpumpe an, über die Schott später
eingehend berichtete. Die
Vakuumversuche auf der Festung waren zugleich der Beginn von
naturwissenschaftlichen und medizinischen Versuchen an der
Universität
Würzburg, als deren Initiator Kaspar Schott gilt.
6.
Die Wunder der Natur
Kaspar
Schott war fasziniert von
den Wundern der Natur, als deren Urheber er Gott als den
Schöpfer sah. Schon in
Rom hatte er versucht, Athanasius Kircher dafür zu gewinnen,
ein grundlegendes
Werk über die Wunder der Natur zu verfassen. Doch Kircher war
klar, dass er bei
dem zu erwartenden Umfang einer solchen Magia
universalis angesichts seiner
zahlreichen anderen Projekte dazu nicht in der Lage war. So ermutigte
er
Schott, selbst dieses Werk in Angriff zu nehmen. Es ist anzunehmen,
dass das
Werk bereits Gestalt angenommen hatte, als Schott nach
Würzburg kam. Die ersten
beiden Bände erschienen 1657, in den beiden folgenden Jahren
kamen der 3. und
4. Band heraus. Dem 4-bändigen Werk gab er den Titel Magia universalis naturae
et artis („Der umfassende Zauber von Natur und
Wissen“). Den 1. Band widmet er der Optik, den 2.
Band der Akustik, den 3. Band der Mathematik und den 4. Band
der Physik. Dabei finden sich in Band 3 mit der Mechanik und
in Band 4 mit dem Magnetismus
weitere Gebiete der Physik.
Keine
Physik findet sich dagegen in seiner Physica
curiosa (1662). Schott
verstand dieses Werk zwar als Fortsetzung seiner Magia
universalis, was
bereits im Untertitel deutlich wird: „Mirabilia
naturae et artis“
(„Bewundernswertes in Natur und Wissen“), doch
dominiert hier das
Geheimnisvolle, das Außergewöhnliche und das
Monströse. Nach dem Verständnis
des Barock konnte freilich gerade das
Außergewöhnliche neue Erkenntnis in der
Natur vermitteln.
Die in der Magia
universalis behandelten Gebiete sind für
Schott Mathematische Wissenschaften, die er axiomatisch aufbaut. Das
betrifft
aber nur die Grundlegung. Im Detail entfaltet er einen bunten Kosmos
von
interessanten Naturphänomenen, Maschinen, Erfahrungen,
Erklärungen und
kontroversen Meinungen.
Später erscheint dann
auch noch als weiteres naturwissenschaftliches Werk die Anatomia physico-hydrostatica
fontium ac fluminum (1663).
In
Würzburg stand Schott weiter in brieflicher
Verbindung mit seinem Lehrer Athanasius Kircher. Dieser hatte 1656
sein Itinerarium
exstaticum („Bericht einer
ekstatischen Reise“) herausgebracht, in
dem er in
Form eines Dialoges über eine fiktive Erkundungsreise
durch den Weltraum erzählt und das im Nu vergriffen war. Da
Kircher einige
Schwierigkeiten mit der Zensur hatte, schlug ihm Schott vor, in
Würzburg eine
Neuauflage zu besorgen. Kircher stimmte zu, und Schott
besorgte die Neuauflage, die 1660 unter dem Titel Iter
ex[s]taticum coeleste („Ekstatische
himmlische Reise“) in Würzburg erschien. Angesichts
der großen Nachfrage
hatte Schott das Buch sorgfältig überarbeitet
und zahlreiche Ergänzungen und Abbildungen
eingefügt, so
dass in der Neuauflage fast die Hälfte der Seiten von Schott
stammt.
Hatte sich Schott im 3. Band
der Magia
weitgehend auf mathematische Wunder wie z. B. magische Quadrate
beschränkt. So wandte er sich nun Fragen der
Praktischen Mathematik zu. Athanasius Kircher hatte einen
Messtisch entwickelt, mit dem
man rein konstruktiv unbekannte Längen im Gelände
bestimmen konnte. Er nannte
ihn „Pantometrum“ (gr.
„Allesmesser“). Damit hatte Kircher seine
Vermessungsarbeiten an der Bergstraße und im Spessart
durchgeführt und später
den Vesuv vermessen. Auch Kaspar Schott hatte in Rom mit dem
Pantometrum
gearbeitet. So
entschloss sich nun in Würzburg, in einem Handbuch
für dieses Instrument ausführlich die Methoden der
praktischen Geometrie
darzustellen und gab ihm den Titel Pantometrum
Kircherianum (1660).
7.
Schott als Enzyklopädist
Titelbild, aus: Kaspar Schott, Cursus mathematicus, Würzburg 1661 |
Nur ein Jahr
später
erschien Schotts Cursus
mathematicus, der
nach seinem Untertitel eine vollkommene Enzyklopädie
aller mathematischen
Disziplinen ist. In
28 „Büchern“
(Teilen) werden von Kaspar Schott die Mathematischen Wissenschaften
seiner Zeit
allgemein verständlich dargestellt.
Das
Werk ist Leopold I (1640–1705) gewidmet, der 1658 zum
deutschen Kaiser gekrönt
worden war. Dieser hatte bei seinem Besuch in Würzburg Schott
empfangen und ihm sein großes Interesse an einem derartigen
Werk gezeigt.
Kaspar
Schott behandelt die folgenden Gebiete: Praktische Arithmetik,
Elementare und
praktische Geometrie, Elementare und praktische Trigonometrie,
Elementare und
praktische Astronomie, Astrologie, Chronographie (Zeitrechnung),
Geographie,
Hydrographie (Navigation), Horographie (Sonnenuhren), Mechanik und
Statik,
Hydrostatik und Hydrotechnik, Optik, Katoptrik (Reflexion) und Dioptrik
(Brechung), Militärarchitektur (Festungsbau), Polemik und
Taktik
(Kriegsführung), Harmonielehre (Musik), Algebra, Logarithmen.
|
8.
Wunder der Technik
Mit seiner im Jahr 1664
erschienenen Technica
curiosa ist
Schott ein wunderschönes „Bilderbuch der
Technik“ gelungen. Er selbst gilt als
Schöpfer des Wortes „Technik“,
das sich
aus dem griechischen Wort techné (Kunst,
Kunstwerk) herleitet.
Die Technica
curiosa ist eine Sammlung von Nachrichten über
erstaunliche Entwicklungen in
der Technik. Etwa ein Drittel des Werkes befasst sich mit den
Entwicklungen der
Vakuumtechnik. Schott berichtet zunächst ausführlich
über die Magdeburger und
Würzburger Vakuumversuche und illustriert die Berichte mit
wunderschönen
Kupferstichen. Berühmt wird die erste Darstellung des Versuchs
mit den
Magdeburger Halbkugeln.
Magdeburger Halbkugeln, aus: Kaspar Schott, Technica curiosa, Würzburg 1664, zu S. 39
Eindrucksvoll
sind die abgedruckten Briefe von
Otto von
Guericke. Es folgen dann Berichte über die englischen und
italienischen
Vakuumversuche.
Anschließend
gibt
Schott eine Fülle von Berichten über technische
Entwicklungen. Interessante Themen sind z. B. die Wasserkunst,
Perpetuum mobiles und Fragen der Landvermessung.
9.
Athanasius Kirchers Lehrmaschine
Unter
den vielen
Berichten über wundersame Maschinen findet sich in
der Technica
curiosa auch
eine Nachricht über eine von Athanasius Kircher erfundene
Lehrmaschine (Organum mathematicum).
Schott war
so begeistert von der Lehrmaschine, dass er ein Handbuch für
sie verfasste. Es
erschien 1668 postum unter dem Titel Organum mathematicum
(„Mathematische
Orgel).
Kirchrs Lehrmaschine, aus: Kaspar Schott, Organum Mathematicum, Würzburg 1668, zu S. 55
Im
Abschnitt über
Arithmetik, in dem das Multiplizieren mit
den von John Napier (1550–1617) erfundenen
Rechenstäben dargestellt wird,
beschreibt Schott eine von ihm erfundene Rechenmaschine, die als
Schotts
„Rechenkästchen“ (cistula)
in die
Geschichte der Rechenmaschinen eingegangen ist. Die Maschine stellt
eine
Weiterentwicklung der Napier-Stäbe dar. Die Einmaleins-Reihen
der Napier-Stäbe
sind hier auf drehbaren Walzen angebracht. Die Maschine fand bis ins
18.
Jahrhundert in unterschiedlichen Ausführungen zahlreiche
Interessenten.
Cistula , aus: Kaspar Schott, Organum mathematicum, Würzburg 1668, zu S. 134
10.
Geheimschriften
Nachdem 1663 Kirchers Polygraphia
nova et universalis
erschienen war, in der es um eine universale Sprache und um
Geheimschriften ging, wandte sich Schott auch diesen Fragen zu. Dabei
fanden die von Kircher entwickelten Maschinen sein besonderes
Interesse. 1665 erschien seine Schola
steganographica („Schule der
Geheimschriften“). Dort zeigt er auch eine von Kircher
entwickelte Verschüsselungsmaschine.
Kirchers Verschlüsselungsmaschine, aus: Kaspar Schott, Schola steganographica, Würzburg 1665, zu S. 91
11.
Wunderbares und Sonderbares
Es wirkt heute sonderbar, wenn
Schott in dem sehr sachlichen Cursus mathematicus
neben der
Astronomie auch die Astrologie
behandelt. In der Magia universalis
befasst er sich neben Naturwissenschaften mit „Magischer
Medizin“, „göttlicher
Weissagung“, „Physiognomie“ und
„Chiromantik“ (Handlesen). In seiner Physica
curiosa werden Engel
und Dämonen 200
Seiten lang
„wissenschaftlich“ untersucht. Fast
200 weitere Seiten sind Visionen (spectra)
gewidmet. In der Technica curiosa
schließlich findet man Kabbalistik (mirabilia
cabalistica). All das hat
nach heutiger Auffassung nichts in der Wissenschaft zu suchen. Doch
diese
Phänomene gehörten zu Schotts Lebenswelt.
Durch
das ganze Werk von Kaspar Schott zieht sich eine deutlich sichtbare
Freude am
Wissen. Bei der Gestaltung praktischer Dinge ist in den Bildern eine
barocke
Verspieltheit unverkennbar. In dem 1666 anonym
erschienenen Buch Ioco-seria naturae et artis
bringt
Schott Zahlenrätsel, Scherzaufgaben, Zaubertricks und
Anweisungen für häufig
recht derbe Späße. Es finden sich Rezepte zur
Behebung von mancherlei Unglück,
Krankheit und Gebrechen. Doch es werden auch Anleitungen zur
Lösung praktischer
Aufgaben gegeben, die allerdings nicht immer ganz ernst zu nehmen
sind. Für die
Veröffentlichung hatte Schott keine Druckerlaubnis
von seinem Orden erhalten. Das Buch erschien 1666 unter dem
Pseudonym ASPASIUS
CARAMUELIUS.
Sein Vorbild sind die 1636
erschienenen Deliciae physico-mathematicae
von
Daniel Schwenter (1585–1636), der Professor in Altdorf bei
Nürnberg war.
12.
Pläne
Schott schrieb in
Würzburg in großer Intensität seine
Bücher
und hatte noch weitere Pläne: Er
dachte
etwa an ein „Mathematisches Wörterbuch“
(„Dictionarum mathematicum“), an eine
„Allgemeine Mechanik“ („Mechanica
universalis“) oder eine „Allgemeine Lehre von
den Sonnenuhren“ („Horographia
universalis“). Das stand für ihn jedoch unter
dem Vorbehalt, dass Gott und die
Kräfte
es zulassen.
Als Schott 1661 zu Kircher nach
Rom zurückkehren sollte,
äußerte er den Wunsch, in Würzburg zu
bleiben, was er freilich später bereute. Drei
Jahre später bat er den Ordensgeneral, als Mathematiker an das
Collegium
Romanum berufen zu werden. Doch dieser vertröstete ihn mit dem
Hinweis, dass er
berufen werde, sobald man dort einen Professor benötige. Als
Schott im
folgenden Jahr zum Rektor des Kollegs in Heiligenstadt ernannt werden
sollte,
fühlte er sich dieser Aufgabe aus gesundheitlichen
Gründen nicht gewachsen. Erschöpft
von seiner rastlosen schriftstellerischen Tätigkeit starb
Kaspar Schott am 22.
Mai 1666 in Würzburg im Alter von 58 Jahren. Er
hinterließ das fertige
Manuskript seines „Organum mathematicum“, das 1668
in Würzburg herausgegeben
wurde.
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Biographisches
über Kaspar Schott
Duhr, Bernhard, Geschichte der
Jesuiten in den Ländern
deutscher Zunge, Bd. 2.1, Freiburg/ Br. 1913, S. 406–407.
Oswald, Julius, Kaspar Schott
– Leben und Werk, in: Hans-Joachim
Vollrath (Hrsg.), wunderbar
berechenbar, Die Welt des Würzburger Mathematikers Kaspar
Schott (1608–1666),
Würzburg 2007, S. 11–26.
Sommervogel,
Carlos (Hrsg.), Bibliothèque de la Companie de
Jésus, Bd. 7, Brüssel-Paris
1896, Sp. 904–912.
Unverzagt, Dietrich,
Philosophia, Historia, Technica. Caspar
Schotts Magia Universalis, Berlin 2000.
Vollrath,
Hans-Joachim (Hrsg.), wunderbar berechenbar, Die Welt des
Würzburger
Mathematikers Kaspar Schott (1608–1666), Würzburg 2007.
Vollrath, Hans-Joachim, Thomas E.
Conlon, Alban Müller
(Hrsg.), Kaspar Schotts Netzwerk, Briefe
1661–1666, Würzburg (Königshausen
& Neumann) 2014.
Vollrath,
Hans-Joachim,
Thomas E. Conlon (Hrsg.), Kaspar Schott
an Athanasius Kircher, Briefe 1650–1664,
Würzburg (Königshausen &
Neumann) 2016.
Vollrath, Hans-Joachim, Kaspar Schott 1608–1666, Leben und
Werk des Würzburger Mathematikers, Würzburg
(Königshausen & Neumann) 2017
Zürrlein, Richard, P.
Caspar Schott (1608–1666), in:
Gymnasium Königshofen im Grabfeld (Hrsg.), Festschrift, 20
Jahre Gymnasium
Königshofen i. Gr. 1947–1967, Königshofen
1967, S. 57–64.
Hans-Joachim
Vollrath
Stand: 29.12.2017
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