Andreas Metz

Jugend

ANDREAS METZ wurde am 7. Dezember 1767 als Sohn mittelloser Eltern in Bischofsheim vor der Rhön geboren. Als Schüler der lateinischen Schule kam er dann nach Würzburg, wo er seine Verpflegung zunächst als Singknabe des Pleichacher Musikchors sicherstellte. Später verdiente er seinen Unterhalt durch das Unterrichten. Er zeichnete sich durch alle Klassen des Gymnasiums hindurch aus und wurde erster auf dem damals in dem philosophischen Kurse stattfindenden "Primate", was eine öffentliche Ehrung und einige Privilegien bedeutete.

Student

Im Matrikelbuch der Universität findet sich am 26. November 1782 unter der Nummer 22188 der Eintrag "Andr. Metz Bischoffsheimensis ante Rhönas, Hum., pau.'fi. 1785 kam METZ in das Clerical-Seminar, wo er sechs Jahre blieb, bis er das notwendige Alter für die Priesterweihe erreicht hatte.

Damals war es Sitte, daß die Schüler des Clerical-Seminars in der Hofkirche vor Fürstbischof VON ERTHAL predigen mußten, damit dieser die Kenntnisse und Fähigkeiten seiner zukünftigen Führungselite kennenlernen konnte. Bei dieser Gelegenheit fiel die Aufmerksamkeit VON ERTHALs auf METZ, so daß dieser 1786 auf Kosten des Fürstbischofs bei M. A. SCHWAB (1748-1806) promovieren konnte. 

Priester und Präfekt

Später wirkte er im Seminar als Repetitor der Philosophie. Seine Priesterweihe fand am 17. Dezember 1791 statt". Anschließend kam er für eineinhalb Jahre in die Kaplanei zu Großbardorf (bei Bad Königshofen im Grabfeld), wo er einen gelehrten Pfarrer mit reichhaltiger Bibliothek vorfand, so daß er sich in dieser Zeit auch persönlich weiterbilden konnte. Nach seiner Kaplanzeit wurde METZ zum Präfekten des damals adeligen Seminars ernannt.

Professor am Gymnasium

Bereits am 2. Oktober 1794 wurde "der Prefect der adeligen Knaben" zum "ordentl. Professor der Philosophie am Gymnasium, mit gleichem Gehalte und Wohnung der anderen Professoren" ernannt. In dieser Position las er Philosophie, Geschichte der Philosophie, höhere Philologie und Physik außer Experimental-Physik. Zu dieser Zeit erhielt METZ in einer Audienz beim Fürstbischof den Auftrag, die Philosophie von KANT zu lehren:
"Vermeidend die gleichgefahrvollen Klippen des blinden Bigottismus und der alle heiligen Empfindungen zerstörenden Frivolität der Zeit, wollte er sein Volk zum Gefühle seiner Würde, als Menschen, Christen und Bürger, zur Erkenntnis seiner Pflichten gebildet wissen. Besonders lag ihm dies am Herzen im Bezug auf die Studirenden, da aus dieser Klasse Staat und Kirche die Vertreter ihre heiligsten Interessen erhalten. Dazu schien ihm die damals allgemein gelehrte kantische Philosophie - bei  gehöriger Benutzung und Entfernung des Mangelnden -dienen zukönnen. Dieß zu leisten, in diesem Sinne zu wirken, war der von dem seligen Professor Metz von dem Fürsten in einer Audienz ertheilte Auftrag: diesem zu entsprechen, des kräftigen Lehrers rastloses Bemühen." (Reuß)
Im Jahre 1795 erschien sein erstes mathematisches Werk "Theoria logarithmorum" und das philosophische Werk "Kurze und deutliche Darstellung des Kantischen Systems, nach seinem Hauptzwecke, Gange und innern Werthe. Am 12. April 1796 "empfing M. für sein dem J. B. dedicirtes Vorlesbuch über Logik ein Belobigungsrescript, dem 30 Dukaten beilagen". In diesen Jahr erschien auch das Buch "Institutiones Logicae praeviis nonnullis Psychologiae empiricae capitibus subjectae". Ferner existieren acht Hochschulschriften aus den Jahren 1796-1800, in denen METz Thesen zu verschiedenen philosophischen Themen veröffentlichte. Seine philosophischen Ansichten waren dabei umstritten. So schreibt SCHINDLING:
"Im Jahre 1800 wurde Metz bei Fürstbischof Georg Karl von Fechenhach verdächtigt, sein gerade erschienenes "Kompendium der praktischen Philosophie" verstoße gegen den christlichen Glauben an die Offenbarung. Die Theologische Fakultät erklärte sich damals mehrheitlich für die Vereinharkeit des eigentlichen Systems Kants mit der Offenbarungsreligion, sie verwarf aber die Schritten "Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft" und "Streit der Fakultäten". Die fürstbischöfliche Geistliche Regierung trug ihrerseits starke Bedenken gegenüber dem Lehrgebäude Kants. Metz vertrat die kritische Philosophie allerdings ohnehin so, daß er mehr die formale Seite des Systems, die propädeutische Autgabe der Vernunftkritik, die Kritik des Erkenntnisvermögens und die praktische Philosophie Kants betonte, dagegen berührte er die übrigen Probleme nur obenhin."
Am 24. November 1798 erhielt er "die Erlaubnis, über jene Theile der Philosophie, welche dem verstorbenen Prof. REUß angewießen waren, an der Universität Vorlesungen zu halten u. empfängt eine Gehaltszulage von 100 Guld. ". Über das Wirken von METZ in der Nachfolge von REUSS schreibt SCHWAB:
"Sein Nachfolger und Vertreter der Kritischen Philosophie ein volles Menschenalter hindurch war Dr. Metz, ein trockener, aber klarer mathematischer Kopf, der jedoch auch, wie Reuß, mehr an dem Buchstaben und den Formen der Lehre Kant's hängend, nur einen Gypsahdruck der Philosophie Kant's seinen zahlreichen Schülern zu bieten vermochte. Sein Eifer hatte ihn schon als Lehrer des Gymnasiums zu dem weder pädagogisch noch wissenschaftlich zu rechtfertigenden Schritte geführt, am Gymnasium Kant'sche Philosophie zu lehren. ungeachtet dagegen ein fürstbischötliches Verbot vorlag. Allein Metz umging das Verbot durch eine eigenthümliche Deutung desselben."
1799 erschien sein zweites mathematisches Werk "Sex matheinatici Argumenti Dissertationes". 1800 veröffentlichte er das Buch "Criticae rationis practicae con partis prima philosophiae practicae compendium", 1801 "Conspectus logicae" und 1802 "Handbuch der Logik". 

Ordentlicher Professor

Am 16. August 1802 wurde METZ, als Nachfolger von REUß, von Fürstbischof VON FECHENBACH zum öffentlichen und ordentlichen Professor der Logik. Metaphysik und praktischen Philosophie ernannt. 18 Tage später fiel Würzburg an den Bayerischen Kurfürsten.

Im Zuge der Neuorganisation der Universität im Jahre 1803 wurden METZ die Vorlesungen über die Anthropologie und die Logik übertragen. Am 9. Januar 1804 bewarb sich METZ um die Professur der Elementar-Mathematik. Seinen Antrag begründete er unter anderem damit, daß sich bereits TRENTEL ihn zum Nachfolger gewünscht habe und daß die Mathematik die beste praktische Logik sei, also mit seinem Vortrag über Logik bestens harmoniere. 1804 veröffentlichte METZ auch sein "Handbuch der Elementar-Arithmetik in Verbindung mit der Elementar-Algebra", 1805 wurde METZ, der auch mathematische Vorlesungen hielt, als "wirkliches Mitglied" in die mathematisch-physikalische Sektion aufgenommen. 

1805 fällt Würzburg an den Großherzog von Toscana. Bei der aus diesem Anlaß vorgenommenen Neuorganisation der Universität erhielt METZ "den Vortrag über die sogenannte theoretische und praktische Philosophie". Dennoch fühlte er sich in dieser Phase in seiner schriftstellerischen Tätigkeit etwas beengt, so daß er 1814 über die Wiedervereinigung mit Bayern sehr erfreut war. Eine der Ursachen dieser Beengung könnte auch das umfangreiche Vorlesungsangebot gewesen sein. So kann man der "Ordnung der Vorlesungen an der Großherzoglichen Universität zu Würzburg für das Winter Semester 1809-1810" entnehmen. daß sowohl die Kandidaten des ersten als auch des zweiten philosophischen Kurses täglich von 9-11 Uhr und von 2-4 Uhr Vorlesungen hatten: "Logik und Anthropologie". "Encyclopaedie der zur griechischen und römischen Altertumskunde gehörigen Wissenschaften" und "Buchstaben-Rechnung und Algebra" im ersten Kurs. "Stereometrie, Theorie der Logarithmen und ebene Trigonometrie". "System der chemischen Kenntnisse. mit Versuchen und Darstellung der chemischen Praeparate verbunden". "Allgemeine practische Philosophie, und denn besonders Naturrecht und Ethik" und "Allgemeine und specielle Physik, mit Versuchen begleitet" im zweiten Kurs. Im Zusammenhang mit den Vorlesungszeiten sind die Bibliotheköffnungszeiten interessant: "Die Universitäts-Bibliothek nebst ihrem Lesezimmer ist im Winter-Semester täglich (die Mittwochen ausgenommen, wenn kein Feyertag in die Woche fällt) früh von 9-12 und Nachmittags von 2-4 Uhr offen."

Ins Jahr 1810 fielen zudem Querelen zwischen einigen Professoren und dem Dekan, in die auch METZ verwickelt war. Am 27. Juli 1814 wird dann METZ selbst zum Dekan der philosophischen Fakultät gewählt. Der mehrfach als unermüdlicher Arbeiter beschriebene METZ veröffentlichte 1808 und 1814 den "Grundriß der Anthropologie in pragmatisch-psychologischer Hinsicht", 1814 "Über den Werth der Logik im Verhältnisse zur Metaphysik und Mathematik" und "De studii juris naturalis et generatim". Aus dem Jahr 1817 existiert die Handschrift "Vorlesungen über praktische Philosophie" (die Handschriften "Vorlesung über Metaphysik" und "Systema philosophiae practicae" sind undatiert). 

Das Studienjahr 1816/ 17 ist durch das Werk von GOLDMAYER ausgezeichnet dokumentiert. Im Wintersemester 1816/17 hielt METZ folgende Vorlesungen: 

"die Encyclopädie und Methodologie des akademischen Studiums überhaupt", durch Hrn. Prof: Metz, nach eigenem Plane, "die Philosophie, und zwar ... die praktische, als Naturrecht und Ethik mit philosophischer Religionslehre", durch Hrn. Prof. Metz, nach eigenem Plane unter Benutzung der Schriften von Bauer, Kant und Fichte, "Elementar-Mathematik, nach vorausgeschickter Encyclopädie und Methodologie des mathematischen Studiums" durch Hrn. Prof. Metz, nach eigenen Schriften und nach Lorenz und "die Geschichte der Philosophie" durch Hrn. Prof. Metz, in Verbindung mit seinen Vorträgen über die Philisophie".


Im Smmersemester 1817 las METZ:

" 1) allgemeine Encyclopädie und Methodologie des akademischen Studiums 2) Metaphysik (als Natur- und Idealphilosophie), 3) Anthropologie und Logik, 4) Naturrecht und Ethik, mit der Religionslehre, (sämtliche Vortrage über Philosophie in Verhindung mit Geschichte und Critik: die Vorträge 3 und 4 verbunden mit Conversatorien und Disputatorien, 5) Geometrie (nach Euclid's Gange) und Trigonometrie (nach Lorenz) oder die physischmathematischen Wissenschaften (nach demselben)"


1820 erschien "De Indole Rationis Quantitaturn Compositae. Indeque Manante Adaequata Exponentis Notione", 1821 "Grundriß der Anthropologie in psychischer Hinsicht, und innerhalb der Grenze dessen, was der Philosophie zur Grundlage dient". 1823 "Das Majestätsrecht" und 1824 "Über das Verhältnis der Königlich-Baierischen Gesetze für die Studierenden zur der akademischen Bestimmung derselben" (eine akademische Rede).

Für METZ persönlich begann 1823 eine weniger erfreuliche Zeit, wie in seinem Nachruf ausgeführt wird:

"Leider ward der Abend seines schönen Lebens getrübt. Schon in den Jahren 1823 und 1824 verbreiteten sich die - nach amtlicher Untersuchung - vom Norden auf unsere Universität verpflanzten politischen Ideen, hesudelnd diese bisher - über 300 Jahre rein erhaltene Hochschule ..."

"...ein solches nachtheiliges Verirren war dem Geiste und Gemüthe des tiefblickenden, dabei seinem Fürsten und Vaterlande mit unerschütterlicher Treue ergebenen seligen Metz durchaus entgegen. Dazu kamen noch andere harte Verhältnisse, unwürdige Angriffe auf seine Lehralt u.s.w.: ..."

Seine philosophischen Vorlesungen führte er dennoch bis 1835 fort. Über ihren Umfang schreibt STICKER:
"Metz hatte seine Vorlesungen eingeleitet mit einer Rede über den Zweck, Umfang und Gang des akademischen Studiums überhaupt (Würzburg 1821) und lehrte. mit Wagner wetteifernd. Anthropologie, Logik, Metaphysik; Anthropologie nach Kant (Königsberg 1798). Logik nach seinem Handbuch der Logik (Würzburg 1802): Metaphysik der Sitten. Naturrecht. Ethik."
Auch seine sonstige Arbeit setzte er pflichtbewußt fort. So erschien 1827 der "Grundriß der Practischen Philosophie". 

In diesem Jahr mußte er sich um ein weiteres Problem kümmern. Dr. GAMBIHLER hatte sich gegen die Fakultät gestellt und sich an den Fürstbischof gewendet. METZ, der 1827 Dekan war, fordert seine Kollegen auf, zu erklären, auf wessen Seite sie stehen. Als Dokument dieser Auseinandersetzung ist eine "Satyre auf die Professoren Berks, Fröhlich. Metz und Richarz. von Dr. Gambihler, in Dr. Coremans freier Presse. 1828 Nr. 95 et 96" erhalten. 

Aus dem Jahr 1828 ist auch eine Vorlesungsankündigung erhalten:

"Prof. Metz trägt in diesem Wintersemester vor:
Nach vorausgeschickter Encyclopaedie und Methodologie des mathematischen Studiums, die Arithmetik als allgemeine Größenlehre mit Einschluß der Algebra, als Lehre von den Gleichungen; und, wenn die Zeit zureicht, die zum Verstehen der Trigonometrie und der höheren Geometrie erforderlichen Hauptlehren der Elementar - Geometrie.

wochentlich 51' von 10 - I I Uhr im [II- Hörsaale. Der Anfang ist am 15"" November.
Die Wohnung des Selben ist in der Semmelstrasse I. D. No 132, wo die jnscriptionsliste täglich von 9 - I I Uhr bereit liegt."


Seine letzte Arbeit, der Jahrbuch-Beitrag "Über den Begriff der Naturphilosophie". erschien 1829. Im Jahre 1830 fand ein "Fest der Schüler des Metz zu Wzbg." statt.

Im Sommer 1835 mußte er den philosophischen Unterricht beenden. In seinem Nekrolog heißt es dazu:

"Unerwartet war er von dem Vortrage der Philosophie enthoben. und nur auf jenen der Mathematik beschränkt. Das erschütterte den Geist und Körper des tief fühlenden Mannes. Eine tödtliche Krankheit überfiel ihn, und steter Gram nagte an seiner Lebenskraft. Zwar raffte sich diese unter Gottes Segen durch die Kunst seines ausgezeichneten Arztes noch einmal zusammen, und eine Art Genesung trat wieder ein: - doch die Blume war zerknickt. und mit jedem Tage reifte er mehr dem Grabe zu."

Lebensende

1837, also erst kurz vor seinem Tod, wurde er als Nachfolger von J. SCHÖN (geboren am 23. Juni 1771 in Salzburg bei Neustadt/Saale, gestorben am 18. April 1839 in Würzburg) ordentlicher Professor der theoretischen und praktischen Philosophie und der Mathematik.

ANDREAS METZ starb am 7. Dezember 1839, seinem 72. Geburtstag. um 3 Uhr früh an einer Brustkrankheit. Der Trauergottesdienst fand am Dienstag, den 10. Dezember. um 10 Uhr früh im Dom statt. Über seine Beerdigung hieß es in seinem Nachruf:

"...; er verbot sich eine Leichenrede, da der Inhalt einer solchen gewöhnlich Lob des Verblichenen sey, und obgleich tief gekränkt von mancher Seite, ließ er durch den Mund des Priesters am Grabe allen seinen Kollegen für die ihm erzeigte Freundschaft danken."

Ingrid Hupp
Stand: 6. Februar  2003