Franz Huberti

Am 20. Mai 1715 wurde Franz Huberti als Sohn von Michael und Catharina Huberti in Geisenheim (Rhein) geboren. Der Eintrag in das Taufbuch lautet:
"1715. Maii 20 in Geisenheim natus et baptistus est, Joannes Franciscus. Praenobilis Domini Michaelis Huberti, domus Ingelheim hujus aetatis Gubernatoris, Notarii caesarei et Catharinae conjug. filius legit., levante perillustri Gratioso Domino de Mariott, demino in Langenau".
Am 13. Juli 1734 trat er in die Gesellschaft Jesu, d.h. den Jesuitenorden, ein. 
 

Magister in Fulda

Nach seiner Ausbildung war Huberti zunächst als Magister der unteren Schulen in Fulda tätig (aus dieser Zeit ist ein von ihm verfaßtes Gedicht in lateinischer Sprache erhalten). Anschließend lehrte er in Heiligenstadt Philosophie und legte dort ein Museum für Experimentalphysik an. Als nächstes nahm er in Fulda ein vierjähriges mathematisches Lehramt wahr: diese Zeit nutzte er außerdem zu gelehrten Reisen nach Dillingen, Ingolstadt, Prag und Wien. 

Während seiner Tätigkeit in Fulda erschienen seine Werke 

"Epitome Geometriae" (1751), 
"Compendium Arithmeticae elementaris vulgaris" (1751), 
"Prima Mechanica elementa" (1752) und 
"Institutionum mathematicarum Opuscula IV" (1753 bis 1758). 
Ferner existieren 19 Briefe, die Huberti an den angesehenen Prager Astronomen Joseph Stepling (geboren 1716 in Regensburg, gestorben 1778 in Prag, wo er studiert und gelehrt hatte) gerichtet hatte: die ersten beiden schrieb er am 10. März und am 23. Juli 1752 in Fulda, die restlichen datieren aus der Zeit vom 28. Dezember 1755 bis 20. April 1771 aus Würzburg.

Professor in Würzburg

1754 trat Huberti die Nachfolge von Nebel als Professor der Mathematik und Astronomie in Würzburg an, wo er sich am 9. November, vier Tage vor dem Tod von Fürstbischof von Greiffenklau, als "Professor Mathes. Publ. et ord. "'6 unter der Nummer 18011 ins Matrikelbuch einschrieb". 

So war eine der ersten Aufgaben Hubertis eine Informationsreise nach Paris, die er zusammen mit dem Heidelberger Mathematikprofessor Christian Mayer S.J. (1719-1783), der in Würzburg studiert hatte, unternahm. In Paris machten sie sich bei De la Caille und Cassisi näher mit der Astronomie und modernen himmelskundlichen Instrumenten vertraut. Aufgrund der hier erworbenen Kenntnisse konnte Huberti dann den Aufbau der Würzburger Sternwarte erfolgreich leiten. Insbesondere über seine astronomischen Beobachtungen berichtet Huberti ausführlich in seinen Briefen an den bereits erwähnten Stepling, die 1782 veröffentlicht wurden. 

1763 übergab Huberti die Professur für Mathematik an Franz Trentel S.J. (1730-1804), um sich ausschließlich der Astronomie zu widmen. So hatte er am 6. Juni 1761 mit einem Spiegelteleskop an der Beobachtung des Venusdurchganges durch die Sonnenscheibe teilgenommen, woraus sich neue Erkenntnisse über die Sonnenparallaxe ergaben. Die Ergebnisse dieser Beobachtungen werden von F. Encke in dem 1822 erschienenen Werk "Die Entfernung der Sonne von der Erde aus dem Venusdurchgang von 1761 hergeleitet" zitiert. Die Beobachtung des Venusdurchganges vom 4. Juni 1769, für die HUBERTI große Vorbereitungen getroffen hatte, wurde leider durch Wolken verhindert. Erfolgreich beobachtete er den Kometen, der vom 26. Juni bis 4. Juli 1770 sichtbar war, als erster Astronom in Deutschland 52 .

Der Fürstbischof stellte zwei technische Mitarbeiter für Huberti, zunächst Johann Georg Neßtfell (geboren am 6. April 1694 in Alsfeld, gestorben am 14. August 1762 in Würzburg). Neßtfell, ursprünglich Kunstschreiner in Wiesentheid und Gehilfe von Balthasar Neumann, hatte sich im Kloster Banz und bei der Restaurierung eines Planetariums aus Wien die nötigen astronomischen Kenntnisse erworben, um ein Holzmodell des Kopernikanischen Sonnensystems zu bauen, das mit Hilfe von Uhrwerken den genauen Stand aller Planeten für einen eingestellten Zeitpunkt angab. Nach diesem Modell baute Neßtfell dann ein Planetarium in Messing für die Hofbibliothek in Wien, das er 1753 zur vollen Zufriedenheit des Kaisers vollendete. Daraufhin bestellte auch Fürstbischof Adam Friedrich von Seinsheim ein derartiges Planetarium, das 1759 fertiggestellt war. Außerdem baute Neßtfell noch zwei Mauerquadranten für die Würzburger Sternwarte. Der Gehilfe und Nachfolger Neßtfells war J. G. Fellwöck, der bis 1794 in Würzburg wirkte. Er baute u.a. einen beweglichen Quadranten und vor allem eine zuverlässige Pendeluhr, die bis zur Zerstörung der Sternwarte im Jahre 1945 benutzt wurde.

In den Jahren 1768 bis 1771 erschienen in Würzburg Hubertis meteorologische Beobachtungen: 

"Observationes meteorologico-thermometricae ad annos MDCCLXV56 et MDCCLXVI" (1768), 
"Observationes meteorologico ad annum 1769" (1770), 
"Observationes meteorologico ad annum 1770" (1771) und 
"Observationes meteorologicothermometricae in annos 1765-1771" (1771).
Als Hubertis Hauptwerk gelten die vier Bände 
"Institutionum mathematicarum, Opuscula IV sive Arithmetica et Algebra" (1753), 
"Institutionum mathematicarum, Opuscula IV sive Geometria" (1754), 
"Institutionum mathematicarum, Opuscula IV sive Mechanica" (1756),
"Institutionum mathematicarum, Opuscula IV sive Hydrodynamica" (1758), 
die alle in Frankfurt und Mainz erschienen. In Würzburg erschienen dann noch die 
"Rudimenta Algebrae" (1762; 2. Auflage 1766).
Aber seinen Plan, für sämtliche mathematischen Wissenschaften Vorlesungsbücher zu seinen Lektionen herauszugeben, mußte er aufgeben, da er sich auf Befehl des Fürstbischofs den Problemen der Staatsökonomie widmen mußte". 

Im Dienste des Fürstbischofs

So gab er bereits 1765 eine Schrift über den Holzmangel, "Abhandlung von dem allgemeinen Holzmangel und die Mittel solcher Mangel zu steuern", erschienen zu Frankfurt und Leipzig, heraus. 

Später widmete er sich intensiv dem Problem der Vereinheitlichung der verschiedenen Fruchtmaße. Nach mehreren Reisen durch das Hochstift gab er 1771 die in Mainz erschienenen "Gedanken über den Nützen und die Möglichkeit eines einförmigen Fruchtgemässe im Reich oder den vordern Reichskreisen" heraus. 1777 erschienen dann sein letztes gedrucktes Werk, eine "Vergleichung der Hochfürstlich-Wirzburgischen, und mehrern andern fremdherrischen Fruchtmaaße gegen das Wirzburgische Stadtmaaß". Diese Arbeit diente auch als Grundlage des 1832 erschienenen Werks "Hubertische Vergleichung der im Unter-Mainkreise bestehenden Getreid-Früchten-Gemäße gegen das nunmehr eingeführte altbayerische Schäffler-Gemäß", dessen Untertitel lautet "Entworfen nach dem Beispiele des von Franz Huberti, vormaligen Professors der Mathematik zu Würzburg, im Jahre 1777 erschienenen Werkchens, und zwar unter Zugrundelegung des im Jahre 1824 von der königlichen Regierung festgelegten Früchten-Gemäßes." Auch während er mit diesen Arbeiten, die später sehr gelobt wurden, beschäftigt war, vertrat ihn Franz Trentel bei den Studenten. Aus dem Jahre 1786 ist noch die Handschrift "Reduktion der Fränckischen Weinmaasen gegen das Wirzburgische" erhalten.

Nach der Auflösung des Jesuitenordens

Die Auflösung des Jesuitenordens im Jahre 1773 änderte kaum etwas an der Situation Hubertis. Er behielt. wie die meisten seiner Kollegen, seine Professur. Die Veränderungen in der philosophischen Fakultät, wie beispielsweise die Umwandlung der Professur der Aristotelischen Physik in eine Professur für theoretische Physik, betrafen ihn nicht unmittelbar.

1782 fand die feierlich begangene Säkularfeier statt. Der Zimmernachbar Hubertis während der Feierlichkeiten, die immerhin zehn Tage dauerten, war Johann Matthäus Hassencamp, der in seinen Briefen ausführlich über Huberti berichtet. So schreibt er über Hubertis Charakter:
 

"... in allem zeigte sich immer der gründlich und ordentlich denkende Mathematiker, welcher nichts ohne evidente und zureichende Gründe als wahr annimmt. Kaum aber fiel die Rede (welches freylich nur selten geschahe, auf Religions-Materien; weg war der Mathematiker, und wie durch Zauberkraft auf einmal wieder in einen Jesuiten verwandelt. Alsdann konnte er Geschichtgens von Zaubereyen, Wunderwerken, Teufeleyen etc. etc. erzehlen und bonnement glauben, worüber bey uns ein Kind lächeln würde."
An einer anderen Stelle berichtet er über Hubertis Einstellung zur Auflösung des Jesuitenordens:
"Selbst Herr Professor Huberti, dem es übrigens, wie allen dortigen Ex-Jesuiten, recht wohl gehet, konnte nie ohne Rührung und sichtbaren Harm davon reden, und glaubte blos die Naturalisten und Freygeister seyen an dessen Umsturz Schuld."
Es folgen dann noch zwei Anekdoten zu diesem Thema.

Huberti blieb seinem Orden auch nach dessen Aufhebung, die im übrigen 1814 rückgängig gemacht wurde, treu und vermachte sein Besitztum dem Jesuitenkolleg in Polozk an der Düna in Weißrußland, das 1772 von Litauen an Rußland übergegangen war und somit 1773 nicht aufgelöst wurde.

Baron Zach warf Huberti 1822 vor, daß durch dieses Vermächtnis die Handschriftensammlung in 57 Bänden mit den Aufzeichnungen von Georg Christoph Eimmart und dessen Tochter Maria Clara über ihre astronomischen Beobachtungen, die Huberti von Chr. G. v. Murr in Nürnberg erworben hatte, für immer verloren seien:

    "M. de Murr était possesseur de 57 volumes in folio des manuscrits de George Christiph Eimmart, astronome à Altdorf près Nurmberg, qui avait travaillé longtemps avec Wurzelbau. Ils renfermaient une quantité d'observations qui n'avaient jamais été publiqués. M. de Murr en demandait 150 louis, il les vendit pur une bagatelle à un jésuite à Wurzbourg nommé Huberti, qui les envoya au collège de jéesuite à Polozk dans la Russie blanche. Ces papiers ne pouvaent tomber en plus mauvaises mains. Ils sonu perdus à jamais."
Man fand diese Aufzeichnungen später in einem Archiv in Leningrad und stellte fest, daß die Papiere bereits um 1820 nach St. Petersburg gelangt sind.

Am 2. Februar des Jahres 1789 verstarb Franz Huberti im Alter von 73 Jahren in Würzburg. Sein Nachfolger wurde Franz Trentel, der bereits seit 1775 gleichberechtigt neben Huberti als Professor der Mathematik und Astronomie an der Würzburger Universität tätig war.



Ingrid Hupp
Stand: 3. April  2016